SPD-Neujahrsempfang 2006 - das Referat von Jens Tschäpe
Apotheker Jens Tschäpe - er ist zweiter Vorsitzender beim Gandersheimer Wirtschaftsforum GWF - hielt ein Kurzreferat zum Thema:
"Familienfreundliches Bad Gandersheim - was ist aus Sicht der Wirtschaft erforderlich"
Nach seiner Einleitung stellt Tschäpe einen 10-Punkte-Katalog auf. Wir veröffentlichen hier für Sie das Original-Redemanuskript (bitte auf die Überschrift zu dieser Meldung klicken, um das Manuskript anzuzeigen).
1. GWF und die politischen Parteien
Das GWF verhält sich politisch neutral und möchte mit allen politischen Parteien der Stadt ins Gespräch kommen. Für uns ist unabhängig von der Farbe seines Parteibuches diejenige oder derjenige positiv einzuschätzen, der etwas für Bad Gandersheim bewegt. Vielfach dient die Kommunalpolitik aber als Sprungbrett für höhere politische Karrieren, was parteiübergreifende große Koalitionen zum Wohl der Stadt erschwert. Hier wäre ein Umdenken wünschenswert (vgl. Familienpolitik).
2. Kommunikation in der Stadt
Die Kommunikation untereinander und miteinander sollte verbessert werden. Bürgermeister, Rat, Verwaltung, politische Parteien, Bürger und Unternehmen (GWF) sollten mehr miteinander ins Gespräch kommen. Der Martini-Empfang des GWF ist ein guter Ansatz; gemeint sind aber vor allem Arbeitstreffen. Wir würden es als GWF sehr begrüßen, wenn neben dem Wirtschaftsförderer auch der Bürgermeister wenigstens ab und zu an Sitzungen des erweiterten GWF-Vorstandes teilnehmen würde.
3.Identifikation mit Bad Gandersheim
Bürgermeister, Rat, Verwaltung, politische Parteien und Unternehmen sollten sich voll mit ihrer Stadt identifizieren, eine positive Grundstimmung erzeugen und die positiven Seiten von Bad Gandersheim vermitteln. Dazu gehört, dass alle ein Wir-Gefühl in Gesprächen und über die Presse transportieren. Konstruktive Kritik ist wichtig, ständiges Nörgeln kontraproduktiv.
4 .Geschichte, Kultur und Kunst
Hier sind wir sehr gut aufgestellt: Wir haben: Roswitha von Bad Gandersheim, Brunshausen, Stiftskirche, das Portal zur Geschichte, eine schöne Innenstadt, den Skulpturenweg, die Domfestspiele (48.), Concerto Bad Gandersheim, Weltbühne Heckenbeck, Kunstkreis Brunshausen, Kulturforum, Museum und Kino Gandeon. Die Vermarktung all dessen ist aber wichtig, um Besucher und Touristen nach Bad Gandersheim zu locken (Kulturtourismus). Dies gilt ganz besonders für das bald eröffnende Portal zur Geschichte (März 2006); hier muss eine nachhaltige Vermarktung gewährleistet sein. Bad Gandersheim als Tagungsstandort für Kunst, Kultur und Geschichte ist ebenso ein wichtiges Thema.
5. Bad Gandersheim als Heilbad - Kur- und Reha, Gesundheit, Wellness, Sport
Positiv: Hier ist folgendes zu erwähnen: Die drei Paracelsus-Kliniken, die im Moment gut ausgelastet und für die Zukunft der Stadt wichtig sind. Das modernisierte Krankenhaus, dessen Zukunft noch endgültig gesichert werden muss. Ferner unsere zahlreichen Altenheime. Der derzeit gut besuchte Vitalpark; ob dieser den Zukunftsanforderungen hinsichtlich der Immobilie und des Angebotes genügt ist fraglich. Umfangreiche Angebote im Bereich Sport (Triathlonstützpunkt, Stadion, Tennisanlage, viele Reitanlagen, Flugplatz u.v.m.).
Negativ: Für die leerstehende ehemalige städtische Kurklinik muss bald eine Lösung gefunden werden; ein Hotel an dieser Stelle wäre sicherlich in mehrfacher Hinsicht eine Bereicherung. Das ungelöste Problem Hallen- und Freibad; statt teurer Gutachten sollten die politisch Verantwortlichen endlich handeln. Solewasser als Qualitätsmerkmal muss besser vermarktet werden. Zum Thema Freibad: Wir haben eines der schönsten Freibäder in Niedersachsen; dieses muss geöffnet bleiben (Vgl. Lamspringe und Düderode). Dies ist auch unter familienpolitischer Sicht absolut notwendig. Der obige Bereich ist entscheidend für die Entwicklung Bad Gandersheims zum Standort für Gesundheit- und Wellnesstourismus und als Tagungsort wichtig.
6. Einkaufsangebote in der Stadt
Bad Gandersheim hat ein sehr gutes Angebot im Bereich der Grundversorgung. In der Planung der Ansiedlung der Verbrauchermärkte, die sich alle an der Peripherie der Stadt befinden, sind in der Vergangenheit viele Fehler gemacht worden. Ein innenstadtnaher Markt wäre wünschenswert (realisierbar?). Im Innenstadtbereich fehlen einige attraktive Geschäfte, vor allem mit Geschäftszweigen, die in Bad Gandersheim zur Zeit nicht vertreten sind: eine Parfümerie, ein Lederwarengeschäft, ein Raumausstatter-Geschäft (Dekofenster jetzt vorhanden), ein Kindermodengeschäft-Kindergeschäft (wichtig für Familien!) und einiges mehr. GWF bemüht sich; unsere gemeinsamen Anstrengungen müssen forciert werden. Die Ansiedlung größerer Unternehmen, die ins Heilbad Bad Gandersheim passen, ist in der momentanen wirtschaftlichen Lage schwierig.
Abschluss: Gandersheimer kauft in Bad Gandersheim!
7. Kindergärten und Schulen
Eine ausreichende Anzahl von Kindergartenplätzen, auch für Kinder unter 3 Jahren (vgl. Projekt DRK-Kindergarten), und ein umfassendes Schulangebot (nach jetzigem Stand gesichert) sind wichtig für unsere Stadt und lockt Familien nach Bad Gandersheim. Erwähnenswert: der Großelterndienst der Diakonie. (Kinderbetreuung für einkaufende Mütter eine Option für Verbesserungen.)
8. Stadtplanung, Verkehrsführung und Bauland
Verkehrsführung und Parkplatzsituation sind problematisch, wenn ich die Meinungen von Bürgern aus den Bad Gandersheimer Ortschaften und Besuchern der Stadt zusammenfasse. Hier besteht noch Handlungsbedarf. Eine Stadt wie Bad Gandersheim sollte immer wenigstens einige attraktive Baugrundstücke in einem Neubaugebiet vorhalten, um ansiedlungswilligen Familien jederzeit die Möglichkeit zum Bauen zu geben. Zurzeit scheinen wir auf einem guten Weg zu sein-hoffentlich!
9. Wohn- und Verkehrslage, Natur
Bad Gandersheims Lage ist exzellent: Bergiges Vorharzgebiet, gut ausgebaute Rad- und Wanderwege, hohe Luftqualität, schöne Wohnlage, Kinderspielplätze, Osterbergseeen, viele Reitangebote, ein Wildgehege, ein Wohnmobilstellplatz, Nähe zur Autobahn, schnelle Erreichbarkeit von naheliegenden Städten (GÖ, HI, BS, H) u.v.m. Auch hier ist die Vermarktung zu verbessern.
10. Stadtmarketing
Die Gründung einer Gesellschaft für Stadtmarketing, die professionell geführt wird und die Stadt in den nächsten Jahren zukunftsfähig ausrichtet, ist absolut notwendig. Es gab viele von GWF initiierte Ansätze, aber bis heute keine Umsetzung. Finanziell wird GWF dies unterstützen, kann aber unter Berücksichtigung der in der Stadt vorhandenen Unternehmen und seines Haushaltes auf die Stadt nicht verzichten. Diese wichtige Zukunftsinvestition sollte aus unserer Sicht möglichst bald von politischer Seite beschlossen werden, auch wenn man berücksichtigt, dass in der Vergangenheit viele Gelder fehlgeleitet wurden.
Überleitend: gute Familienpolitik als eine Option für Bad Gandersheim (Bad Gandersheim als Wohnstandort)