Zum ihrem Neujahrsempfang 2006 konnte die SPD Bad Gandersheim rund 160 Gäste begrüßen. Bad Gandersheim eine familienfreundliche Stadt war das Thema. Jens Tschäpe vom Gandersheimer Wirtschaftforum hielt dazu einen Kurzvortrag. An der anschließenden Podiumsdiskussion unter Moderation von Michael Tannheiser beteiligten sich Pröpstin Elfriede Knotte, Diplom-Sozialpädagogin Barbara Staschek, Landtagsabgeordneter Uwe Schwarz, Grundschulrektor Jürgen Steinhoff und Jens Tschäpe.

Wir dokumentieren an dieser Stelle für Sie den vollen Wortlaut der Begrüßungsansprache vom SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Rüdiger Schäfer (bitte klicken Sie auf die Überschrift zu diesem Artikel, um den Wortlaut der Rede zu öffnen).

Beachten Sie auch die Bildergalerie vom Neujahrsempfang.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich begrüße Sie sehr herzlich im Namen des SPD Ortsvereins Bad Gandersheim zu unserem Neujahrsempfang 2006.

Besonders begrüße ich: den Bundestagsabgeordneten Herrn Dr. Wilhelm Priesmeier, den Landtagsabgeordneten Herrn Uwe Schwarz, den stellvertretenden Bürgermeister, Herrn Detlev Krause, den allgemeinen Vertreter des Bürgermeisters im Amt Herrn Gerhard Fried, als Hausherrn den Leiter dieser Schule, Herrn Hans-Joachim Baade. Ich begrüße von der CDU den Stadtverbandsvorsitzenden Herrn Timo Dröge und vom Kreisvorstand der FDP Herrn Klaus Trybuhl. Mein herzliches Willkommen an alle Vertreter der Presse und natürlich auch an alle, die ich jetzt nicht namentlich erwähnt habe. Die Mitwirkenden des heutigen Vormittags seien auch herzlich gegrüßt. Sie werden nachher noch einzeln vorgestellt.

Bad Gandersheim eine familienfreundliche Stadt:

Sind wir das? Müssen wir das werden? Warum sollte Bad Gandersheim überhaupt eine familienfreundliche Stadt sein? Diesen Fragen wollen wir mit den heutigen Beiträgen nachgehen.

Ich denke, die meisten wollen, dass diese Stadt und dass Deutschland kinder- und familienfreundlicher werden. Und sie wollen, dass in Zukunft wieder mehr Kinder geboren werden. Die wichtigste Frage dabei lautet: Wie können Arbeit und Familie so organisiert werden, dass es keine Nachteile mehr bringt, Kinder zu haben.

Die SPD steht für eine Familienpolitik, die es jungen Männern und Frauen leichter macht, ihre Kinderwünsche zu erfüllen, ohne dabei ihre beruflichen Wünsche und Perspektiven zu gefährden. Eine Familie zu gründen, Kinder zu bekommen und später dann auch Enkel; das ist und bleibt für die meisten Menschen die entscheidende Grundlage für Lebenszufriedenheit.

Familie:

Was ist heutzutage eigentlich eine Familie? "Familie ist, wo Kinder sind", der Satz stammt von Bundespräsident Horst Köhler (19. Januar 2006, Evangelische Akademie in Tutzing "Von der Freiheit, Kinder zu haben"). Wenige Worte mit viel Bedeutung. Und er hat Recht mit seiner Botschaft. Wir müssen den Begriff Familie sehr weit fassen.

Ich bin froh, dass heute alle Erscheinungsformen der Familien akzeptiert werden. Eltern mit und ohne Trauschein. Alleinerziehende Männer und Frauen, Patchwork-Familien und gleichgeschlechtliche Partnerschaften, in denen Kinder aus einer vorherigen Verbindung aufwachsen.

Es gibt Mehrgenerationen-Familien, in denen Kinder, Eltern, Großeltern und vielleicht auch andere Verwandte sich im Alltag gegenseitig unterstützen.

Und noch etwas gibt es: die multilokale Generationenfamilie. Sie haben den Begriff noch nicht gehört? Nun - es ist der Normalfall heute, nämlich eine enge emotionale Bindung der Großeltern bei gleichzeitiger großer räumlicher Entfernung. Vielleicht ist das auch eine Ursache für die häufige Überforderung junger Familien: Die alltägliche Unterstützung durch den Familienverband fehlt aufgrund der räumlichen Entfernung ganz einfach.

Wie kann Unterstützung anders und zeitgemäß organisiert werden? Staatlich? Ehrenamtlich?

Ehrenamt:

Was ist in unserer Stadt nicht alles ehrenamtlich erreicht worden! Die hohe Bereitschaft der Bad Gandersheim für ehrenamtliches Engagement und ihr Know-how sind die Stärken, die diese Stadt hat. Viele tolle Beispiele fallen mir ein, was hier alles bewirkt wird: Sport, Kultur, Wirtschaftsförderung, Stadtfeste. Ich möchte hier namentlich lediglich den GANDEON e.V. nennen, der dieser Stadt wieder ein Kino geschenkt hat. Wir werden nachher noch einmal über das GANDEON reden dürfen.

Ehrenamtliches Engagement lässt sich nicht erzwingen. Viele von Ihnen sind ehrenamtlich engagiert. Und deshalb wissen sie auch, wie viel Arbeit dahinter steckt. Und Sie wissen, dass die Grenzen der Belastbarkeit erreicht sind. Noch mehr ehrenamtliche Aufgaben in dieser Stadt?

Freiwilligkeit und Selbstbestimmtheit sind Voraussetzungen für ehrenamtliches Engagement. Angesichts des maroden städtischen Haushaltes hoffe ich, dass es dennoch gelingt, viele Initiativen für ein kinder- und familienfreundliches Bad Gandersheim, eine Stadt für alle Generationen zu schaffen.

Vielleicht muss auch unser Schwimmbad auf diese Weise erhalten werden. Aber damit das langfristig funktioniert, muss das vorbereitet werden. Vor allem muss kompetent auf die möglichen Retter des Schwimmbades zugegangen werden. Der Abstimmungsprozess mit den Menschen muss sehr sorgfältig geführt werden.

Doch zurück zur Familienpolitik.

Generationensolidarität:

Folgendes ist wichtig: Wir dürfen nicht Eltern gegen Kinderlose, Junge gegen Alte ausspielen. Schließlich gibt es viele Gründe, warum Menschen keine Kinder haben. Und es gibt ganz viele Kinderlose, die sich für Kinder engagieren: Denken wir an den Nachbarn, der babysittet; an die Tante, die Nachhilfeunterricht erteilt; an den spendablen Patenonkel; den Betreuer im Sportverein. Und die Bindungen zwischen den Generationen sind nicht auf Familienbande beschränkt: Ehrenamtliche Omas holen Kinder von der Schule ab, Rentner helfen, Spielplätze anzulegen und zu pflegen. Schaut man sich die Altersstruktur der Bevölkerung an, so fällt auf, dass Bad Gandersheim durch einen hohen Anteil älterer Menschen geprägt wird. Eine starke Bevölkerungsabnahme um 15 bis 20 % innerhalb von 10 Jahren wird prognostiziert. Immer weniger Menschen müssen für den Erhalt der vorhandenen Infrastruktur bezahlen.

Das ist das Erste, was den Pessimisten einfällt. Ich glaube es ist falsch, immer nur ängstlich auf diese Folge zu schauen. Schließlich ist es ein großes Glück, dass heute soviel Menschen bei guter Gesundheit alt werden können. Deshalb sollten wir auf die Chancen sehen, die sich daraus ergeben.

Zunächst einmal und das hat inzwischen viele Familien nach Bad Gandersheim ziehen lassen gibt es hier immer mehr Platz. Günstige Immobilienpreise und eine wunderbare Natur vor der Haustür und dabei auch noch alle Schulen vor Ort. Damit können wir wuchern.

Was wir wollen:

Sehr geehrte Damen und Herren, für mich ist Bad Gandersheim ist eine lebenswerte Stadt. Sie soll es für alle Generationen bleiben und kann noch besser werden.

Die SPD möchte sehen, was in unserer Stadt für Familien getan werden kann. Wir wollen gern lokale Bündnisse für Familien fördern. Wir wollen auch gemeinsam mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus allen Bereichen unserer Stadt einen Austausch der Gedanken und Ideen herbeiführen. Unser Programm für die Zukunft Bad Gandersheims nach der Kommunalwahl werden wir daran messen.

Ich hoffe, dass dieser Neujahrsempfang Denkanstöße für alle bietet. Deshalb freuen Sie sich mit mir auf den Vortrag von Herrn Tschäpe und die anschließende Podiumsdiskussion.

Ich wünsche Ihnen für das Jahr 2006 Gesundheit und persönliches Glück.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.