Der Neujahrsempfang der SPD Bad Gandersheim fand am 16.01.2005 im Forum des Roswitha-Gymnasiums statt. Ortsvereinsvorsitzender Dietmar Jürgens begrüßte zahlreiche Gäste mit einer beeindruckenden Rede. Hier veröffentlichen wir den Text noch einmal für Sie.


Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich begrüße Sie sehr herzlich im Namen des SPD Ortsvereins Bad Gandersheim zu unserem Neujahrsempfang 2005.

Namentlich möchte ich zunächst unsere heutigen Referenten begrüßen:

Den Stadtbrandmeister Herrn Axel Röstel (Anmerkung der Redaktion: Aufgrund des Brandes bei Schott-Auer nicht erschienen) und den Leiter des kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsens und ehemaligen niedersächsischen Justizminister Herrn Professor Dr. Christian Pfeiffer

Als Vertreter von Politik und Verwaltung begrüße ich:
den Landtagsabgeordneten Uwe Schwarz
den allgemeinen Vertreter des Landrates, Herrn Dr. Hartmut Heuer
den Bürgermeister der Stadt Bad Gandersheim, Herrn Heinz-Gerhard Ehmen
sowie seine Stellvertreter Frau Elisabeth Sälzer und Herrn Detlev Krause
den Bürgermeister der Gemeinde Kreiensen, Herrn Ronny Rohde
den Intendanten der Gandersheimer Domfestspiele, Herrn Johannes Klaus
und aus gegebenem Anlass und weil wir unseren Neujahrsempfang zum ersten Mal hier im Forum des Gymnasiums durchführen, begrüße ich den neuen Leiter dieser Schule, Herrn Hans-Joachim Baade und ich wünsche Ihnen alles Gute und allzeit eine glückliche Hand bei der Ausübung Ihres Amtes

Auch alle, die ich jetzt nicht namentlich erwähnt habe, sind natürlich herzlich willkommen

I have a dream

meine Damen und Herren, sie wissen, das ist nicht von mir, sondern von dem amerikanischen Bürgerrechtler Martin Luther King, trotzdem lassen sie mich Ihnen meinen Traum vom Jahr 2005 erzählen.

Zunächst ist da der Traum, dass den Menschen in Südostasien durch die große Spendenbereitschaft in vielen Ländern schnell geholfen wird, dass sie ihre Dörfer wieder aufbauen und für sich eine sichere Existenz schaffen können,
und dass sich danach die reichen und mächtigen Länder dieser Welt nicht, ob der geleisteten Hilfe zufrieden abwenden, sondern sich auch dafür einsetzen, dass die Menschenrechte in Indonesien und in Sri Lanka geachtet werden und dass alle Menschen in diesen Ländern in Würde leben können,
und dass sich die Regierungen der reichen Länder auch daran erinnern, dass es in Afrika, z.B. im Sudan und anderen Ländern tägliche Katastrophen gibt, dass dort Tausende an Hunger, an Aids oder im Bürgerkrieg sterben und dass sie auch dort den Menschen helfen, ein menschenwürdiges Leben zu führen,
und dass sich in Deutschland Herr Ackermann, - ich meine nicht den Sportler Ronny Ackermann, - sondern den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Josef Ackermann - und die anderen Top-Manager mit den Tausenden Euros, die sie durch die Steuerreform einsparen mit den Politikern zusammentun, die Tausende Euros bei lukrativen Nebenjobs verdienen und dass sie alle zu der Erkenntnis gelangen, dass sie sich besser fühlen, wenn sie mit diesem Geld Arbeitsplätze für Arbeitslose schaffen, damit auch diese Menschen in Würde leben können.

Es kann doch wirklich nicht sein, dass Politiker, die die Arbeitsmarktreformen mit beschlossen haben oder sie mindestens mittragen, wo Arbeitslose, die das Arbeitslosengeld 2 beantragen, lückenlos über ihre Einkünfte, die ihrer Lebenspartner, ihre Ersparnisse, ihre Altersvorsorge und die Gelder, die sie für ihre Kinder angelegt haben, Auskunft geben müssen, dass diese Politiker sich selbst Einkünfte aus Nebentätigkeiten gönnen, die sie zum Teil gar nicht ausüben.

Und ich habe einen Traum, dass die Bundesregierung die Regelung mit den Ein-Euro-Jobs überarbeitet, weil sie merkt, dass dadurch eben doch bestehende Arbeitsplätze abgebaut werden. Gedacht war diese Regelung ja, damit Langzeitarbeitslosen die Möglichkeit gegeben wird, sich zu ihrer staatlichen Unterstützung etwas dazu zu verdienen und so wieder in die Arbeitswelt integriert werden zu können.

Es scheint aber jetzt bereits so zu sein, dass findige Gesetzeslückensucher durch die lukrative Vermittlung von Arbeitslosen einen Anreiz schaffen, Ein-Euro-Jobs da zu installieren, wo es bisher reguläre Arbeitsstellen gab.

Und dass die Föderalismuskommission sich dagegen ausspricht, weiterhin den Bundesländern die Bildungshoheit zu überlassen, sondenr den Vorschlag macht, ein einheitliches Bildungssystem für ganz Deutschland zu schaffen, damit den Ergebnissen der Pisa-Studien endlich Rechnung getragen werden kann.

Und ich habe einen Traum, dass die niedersächsische Landesregierung sich bei einem Besuch einer Einrichtung für Blinde, wie ich selbst sie z.B. in dem Berufsförderungswerk für Blinde und Sehbehinderte in Halle in Sachsen-Anhalt kennengelernt habe, überzeugen lässt, wieviel aufwendiger das Leben für blinde Menschen ist, und sie die Streichung bzw. Kürzung des Blindengeldes zurücknimmt,
und dass die Landesregierung auch feststellt, dass es auch unter dem Gesichtspunkt des Sparens wenig Sinn macht, auf der einen Seite die Beamten der ehemaligen Bezirksregierungen an Stellen einzusetzen, wo sie vorher auch nicht gebraucht wurden und auf der anderen Seite Bürgerinnen und Bürger zu Hilfssherrifs auszubilden und sie in den Städten auf Streife zu schicken.

Und natürlich habe ich auch einen Traum für Bad Gandersheim:

Die Domfestspiele 2005 werden - von gutem Wetter begleitet - ein voller Erfolg und die alljährliche Diskussion über ihren Nutzen und ihre Kosten entfällt, stattdessen werden die Festspiele 2006 frühzeitig geplant und beworben.

Trotzdem bleibt das Thema Sparen ein ständiger Begleiter der Stadtpolitik. Der Rat und der Bürgermeister kommen jedoch zu dem Entschluss, dass man auch beim Sparen ein Konzept braucht, nämlich - wie es mit der Stadtentwicklung weitergehen soll.

Man ist sich ja bereits einig, dass es der Tourismus ist, der Geld in die Stadt bringen soll. Und hier sind es die Bereiche Kultur und Gesundheit, die besonders herausgestellt werden sollen.

Und nun wird auch allen klar, dass die Stadt der ersten deutschen Dichterin eine Stadtbücherei mit angemessenen Öffnungszeiten braucht und dass die Stadt mit einem zukünftigen Museum von überregionaler Bedeutung, das bestehende städtische Museum erhalten sollte, um ein vielfältiges Angebot für ihre Gäste vorzuhalten.

Das Portal zur Geschichte eröffnet den ersten Ausstellungsbereich in der Stiftskirche und weil den Projektplanern Herrn Dr. Hoernes und Frau Race eine tolle Ausstellung gelungen ist, freuen sich auch die Skeptiker auf den zweiten Teil und machen schon in ihrem Verwandten- und Bekanntenkreis Werbung.

Damit aber das Portal und auch all die anderen kulturellen und Gesundheitsangebote in der Stadt auch ein touristischer Erfolg werden, setzen sich Rat und Verwaltung mit Handel, Gewerbe, Wirtschaft, Hotellerie und Gastronomie zusammen und versichern sich nicht nur gegenseitig, etwas für den Tourismus tun zu wollen, sondern finden ein bezahlbares Modell, bei dem die Angebote und die Kräfte gebündelt werden und so ein effizientes Marketing für Bad Gandersheim entsteht.

Beim Thema Schwimmbad hört das Träumen zwangsläufig auf, zumindest, was das geplante Wellnessbad angeht. Es wird wohl kein Geld geben, wie wir von Herrn Kottkamp vom niedersächsischen Wirtschaftsministerium beim Neujahrsempfang der Stadt erfahren haben.

Es ist aber auch kleineren Gemeinden gelungen, ihre Schwimmbäder zu erhalten. Und da sollte doch eine Stadt, in der die Gesundheit eine wesentliche Rolle spielt, mindestens Ideen entwickeln können, wie vor allem das Freibad saniert, modernisiert und damit erhalten werden kann für die Familien, für unsere Bürger und unsere Gäste, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen, nicht zuletzt aber auch für unsere Sportler, die mit ihren Erfolgen bei überregionalen Wettbewerben auch Werbung für unsere Stadt machen.

Genug der Träumereien, obwohl mir da noch Vieles einfallen würde, Einiges wage ich nicht einmal zu träumen.
Ich weiß, dass so Manches von dem was ich mir erträume, auch Traum bleiben wird.

Dass der Traum von einem wieder aufstrebenden Bad Gandersheim Realität wird, dazu können wir alle beitragen. Wenn wir persönliche Differenzen überwinden und nicht zuerst darauf achten, wer welches Parteibuch hat oder wer zu welcher Interessengruppe gehört, sondern welche Ideen jemand einbringt und wie sie oder er gewillt ist, diese auch mit umzusetzen, - dann sollte es zumindest möglich sein, unserer Stadtentwicklung wieder neue Impulse zu geben.

Ich weiß, dass die Stadt keinen finanziellen Spielraum hat. Dennoch müssen sich alle in Rat und Verwaltung und hier meine ich auch die Aufsichtsbehörden, die über den Haushalt wachen, darüber im Klaren sein, dass der Lebensnerv dieser Stadt, und das sind der Kultur- und der Gesundheitsbereich, nicht kaputtgespart werden darf, denn es ist die einzige Möglichkeit, zukünftig wieder mehr Umsätze und somit auch mehr Einnahmen für die Stadt zu erzielen.

Natürlich fängt auch die SPD an, sich für die Kommunalwahl im nächsten Jahr zu positionieren. Bis dahin sind es aber ungefähr noch eineinhalb Jahre. Wertvolle Zeit, in der noch Vieles gemeinsam für Bad Gandersheim erreicht werden kann. Packen wirs an.

Der SPD-Ortsverein, sein Vorstand, die Ratsfraktion und natürlich auch unsere Abgeordneten in den Parlamenten stehen Ihnen auch in diesem Jahr für Anfragen, Anregungen und Kritik gerne zur Verfügung.

Ich wünsche Ihnen ein gesundes und erfolgreiches Jahr und jetzt noch einen angenehmen Vormittag mit interessanten Beiträgen.

Vielen Dank fürs Zuhören.