Drei Interessierte haben sich bei der SPD für die Kandidatur zum Bürgermeister beworben. Wir dokumentieren hier für Sie die Bewerbungsreden. Zum Anzeigen der Rede von Jürgen Steinhoff bitte auf die Überschrift zu dieser Meldung klicken.

Jürgen Steinhoff: Wer als Bürger von Bürgern gewählt wird, um für das Wohl einer Stadt zu sorgen, der hat ein Privileg, das so groß ist wie die damit verbundene Verantwortung. Ich verstehe das Amt des Stadtrates oder des Bürgermeisters als eines der wichtigsten und ehrenvollsten Ämter, die in unserem Land zu vergeben sind. Ihr wisst, dass das nicht meine Worte sein können, dass ist nicht mein Stil. Das hat Horst Köhler, unser Bundespräsident gesagt und ich stimme ihm voll zu.

Liebe Genossinnen und Genossen, dass ich heute hier vor euch stehe und für mich werbe dass ihr mich zu unserem Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters macht, hätte ich mir am Anfang meiner politischen Aktivitäten in der SPD vor nunmehr auch schon über 30 Jahren und mittlerweile auch schon seit 1986 im Stadtrat nicht gedacht. Vor ungefähr einem halben Jahr habe ich begonnen, mich mit einer Kandidatur für das Bürgermeisteramt zu beschäftigen. Ich war mir dennoch lange nicht im Klaren, ob ich ein so verantwortungsvolles Amt wie das des Bürgermeisters so ausfüllen kann, wie ich es von mir, aber auch von anderen erwarte. Und ob ich überhaupt, wie man so schön sagt, in unserer Stadt mehrheitsfähig sein kann.

Nach reiflicher Überlegung und einigen Gesprächen mit mir persönlich, beruflich und politisch nahe stehenden Menschen habe ich mich entschieden zu kandidieren. Wobei ich ganz klar sage, ich würde nur in Bad Gandersheim und an keinem anderen Ort in Deutschland Bürgermeister werden wollen.

Jetzt - und je länger ich mich damit beschäftige um so mehr habe ich immer noch großen Respekt vor der Aufgabe, aber keine Angst mehr, ihr nicht gewachsen zu sein. Und ich bin mir mittlerweile sicher, die Wahl ist für uns zu gewinnen, sowohl was den Bürgermeister, als auch was die Mehrheit im Stadtrat betrifft.

Viele von euch wissen auch, dass neben der Politik Fußball mein zweites großes Hobby ist. Wenn ich im Stadion bin und die Spieler der Mannschaften vor dem Spiel auf den Platz kommen um sich aufzuwärmen stellt sich bei mir immer eine intensive Spannung auf das in Kürze beginnende Spiel ein. Ich möchte dieses Bild und dieses Gefühl aufnehmen, weil sich diese Spannung bezüglich der Kommunalwahl in diesem Jahr bei mir auch deutlich aufgebaut hat. Um im Bild des Fußballs zu bleiben, wir sind jetzt schon mitten in der Aufwärmphase, die Akteure haben das Spielfeld betreten, was das Spiel im Ergebnis bringen wird, wissen wir am 10. September.

Nun ist die Bewerbung um das Amt des Bürgermeisters beileibe kein Spiel aber um bei dem Beispiel zu bleiben, wenn unsere Mannschaft gut aufgestellt ist, wenn wir eine gute Vorbereitung hinlegen, brauchen wir uns vor keinem Gegner zu verstecken, zumal der amtierende Bürgermeister in meinen Augen in Bad Gandersheim immer noch ein Auswärtsspiel bestreitet.

Der noch amtierende Bürgermeister hat anscheinend nicht verstanden, dass man für das politische Tagesgeschäft ein Leitbild braucht, dass man wissen muss, wo man hin will. In Bad Gandersheim herrscht seit einiger Zeit eine zweifellose Beliebigkeit des Handelns. Beispiele dafür kennen wir leider genug. Ich habe nicht genügend Zeit, sie hier alle aufzuzählen.

Genossinnen und Genossen, Wirtschaft und Tourismus brauchen Infrastruktur. Diese zu schaffen bzw. auszubauen ist eine vorrangige Aufgabe, der ich mich stellen möchte.

Wir begrüßen unsere Besucher schon auf der Autobahn und noch einmal vor der Stadt mit dem Hinweisschild Roswithastadt Bad Gandersheim. Diese Visitenkarte, - wir sind die Roswithastadt - gilt es auszubauen und mit mehr Leben zu füllen und nicht nur Roswitha, sondern auch Otto und Liudolf gaben und geben der Stadt ein besonderes, unverwechselbares Profil. Dies muss genutzt werden, um Bad Gandersheim und ich sage ausdrücklich unter Einbeziehung der Dörfer wettbewerbsfähig werden zu lassen als Kur- und Tourismusstandort.

Und ... man sollte die Stärken und Schwächen seiner Stadt kennen. Die Kurortanalyse im Auftrag des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums ist hier ein hilfreiches Instrument, wird von unserem Bürgermeister aber anscheinend nicht zur Kenntnis genommen, sonst müsste er in vielen Bereichen Aktivitäten entwickeln- was er nicht tut.

Die Bevölkerung kann und muss aktiv mitgenommen werden auf diesem Weg der Stadtentwicklung. -Dies ist möglich, wie sich in einigen Bereichen zuletzt in der Frage Freibad- schon sehr gut zeigt -

Ohne dass ich jetzt konkret werden kann, - noch bin ich Schulleiter und nicht Bürgermeister -sehe ich die langfristige Perspektive für Bad Gandersheim in einer 1.sozial gestalteten, 2.wirtschaftlich gesunden und 3.weiterhin kulturell attraktiven Stadt. Einige wenige Worte dazu: Sozial umschreibt ein familienfreundliches Bad Gandersheim. Familienfreundlich bedeutet, dass geeignete Betreuungs- Bildungs- und Freizeitangebote vorgehalten werden, und diese auch für die Bewohner der Dörfer erreichbar sind. Neben allen Schulen und ausreichend Kindergarten- und Krippenplätzen gehören dazu angemessene Angebote gerade für Kinder und Jugendliche. Hierbei ist festzustellen, dass unser Vereinsangebot hervorragend ist. Ich war selbst ganz erstaunt, als ich mal durchgezählt habe und feststellen musste, dass ich zurzeit in 12 Vereinen Mitglied bin. Ohne Partei und Gewerkschaft. Das Freibad hat für mich als Freizeiteinrichtung gerade für Kinder und Jugendliche eine zentrale Bedeutung über eine kurinfrastrukturelle Einrichtung hinaus und muss dringend erhalten bleiben. Aber... auch Ausbildungsangebote für Jugendliche, die zurzeit nicht ansatzweise ausreichend in Bad Gandersheim vorhanden sind und angemessener Lebensraum und Freizeitangebote für ältere Menschen gehören dazu.

Eine Stadt ist für mich auch sozial, wenn es ihr gelingt Hilfe zur Selbsthilfe zu organisieren. Dieses Bürgerengagement nutzen, ohne es auszunutzen. In Bad Gandersheim laufen diese Aktivitäten in vielen Fällen noch ohne Unterstützung. Ihre Koordination und Bündelung ist für mich auch eine wichtige Aufgabe des Bürgermeisters.

Der 2. Punkt in einer kurzen perspektivischen Betrachtung hieß Wirtschaft: Eine wirtschaftlich gesunde Stadt ist Bad Gandersheim nicht oder nicht mehr. Der Strukturwandel im Gesundheitswesen hat uns ein Problem hinterlassen. Ich sehe es als meine Aufgabe, alle Anstrengungen zu unternehmen, uns im Wettbewerb von anderen Kur- und Tourismusstandorten abzuheben und attraktiv, z.B. auch für Investoren zu machen. Hierfür brauchen wir übrigens kein Gutachten mehr, wir müssen nur auf die vorhandenen Gutachten zurückgreifen und vernünftig -zielgerichtet mit ihnen arbeiten. Ich verweise hier auf das bereits vorhandene Leitbild der Stadt, welches mit Hilfe des Gandersheimer Wirtschaftsforums entwickelt wurde.

Einige Worte zu kulturell attraktiv, dem 3. genannten Punkt: Die wirtschaftlich gesunde Stadt Bad Gandersheim ist in meinen Augen mit dem Kulturstandort genauso eng verwoben wie mit dem Gesundheitsstandort. Das Portal zur Geschichte ist von der Stadt bis heute in keinerlei strategische Planung als Mittel der Stadtentwicklung einbezogen, - weil -, es gibt immer noch keine solche Planung. Das ist kein Vorwurf gegen die Macher des Portals, die in meinen Augen eine hervorragende Arbeit leisten, sondern betrifft die Aufgaben der Stadt und ich stehe auf dem Standpunkt, dass es dabei die Aufgabe des Bürgermeisters ist, dem Rat Vorschläge zu unterbreiten, er arbeitet hautamtlich mit einem riesigen Apparat für die Stadt und nicht wie wir in unserer Freizeit. Wenn ich mit Mitgliedern der Geschichtswerkstatt oder den Museumsfreunden spreche, so gibt es auch dort interessante Ideen, die Geschichte der Stadt Bad Gandersheim angemessen zu vermarkten. Guten Ideen ist egal von wem sie kommen. Ein guter Bürgermeister nimmt diese Ideen auf, und vor allem er nimmt sie ernst und setzt sich mit ihnen auseinander. Ich werde die bedeutenden Leuchttürme Domfestspiele, Concerto und Portal sichern und stützen. Dabei ist es wichtig, deutlich intensiver als bisher, mit privaten Geldgebern, oder Partnern der Wirtschaft zu verhandeln, also eine aktive Kontaktpflege zu betreiben.

Liebe Genossinnen und Genossen, der Wirtschaftsstandort Bad Gandersheim besteht aber nicht nur aus Gesundheit und Kultur, wenn ich auch diese beiden Bereiche als die wichtigsten Standbeine für die Weiterentwicklung ansehe. Die Ansiedlung von Gewerbebetrieben bleibt trotzdem unerlässlich, wir dürfen unsere Kraft nicht darauf verwenden, leere Läden in der Stadt hinter einer falschen Fassade zu verstecken. Wir müssen unsere Stadt so attraktiv machen, dass die Läden in der Innenstadt wieder betrieben werden können, dass es lohnt sich in Bad Gandersheim anzusiedeln und in Bad Gandersheim einzukaufen und nicht in die Nachbargemeinden abzuwandern. Auf dies Weise müssen Einnahmequellen erschlossen werden. Dass die Rahmenbedingungen dafür schwierig sind, weiß ich. Aber ich weiß auch, dass ich bereit bin, die Probleme anzupacken. Ich stehe übrigens auf dem Standpunkt, wenn wir gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern ein Stadtkonzept entwickeln, ohne es in allen Punkten neu erfinden zu müssen, gilt die Devise nicht kleckern sondern klotzen. Wenn wir aufhören, in unsere Stadt zu investieren, können wir auch gleich einen Zaun um sie ziehen und hoffen, dass niemand mehr hereinkommt.

Was wir im Moment erleben, ist eher der Niedergang unserer Stadt als ihre fortschreitende Entwicklung. Als Bad Gandersheimer, der hier geboren ist, hier zur Schule gegangen ist und der sein gesamtes politisches und einen Großteil seines beruflichen Lebens als Rektor der Grundschule in dieser Stadt verbracht hat, tut es mir weh, zu sehen, wohin unsere Stadt getrieben wird. Wenn ich gerade von neuen Einnahmequellen gesprochen habe, gilt es natürlich auch unnötige Geldausgaben aller Art in der Zukunft zu vermeiden. Nach meiner festen Überzeugung kommt dem hauptamtlichen Bürgermeister hier eine besondere Verantwortung zu, die größer ist, als die eines ehrenamtlichen Ratsmitglieds.

Wir in der SPD-Fraktion leiden im Rat alle sehr unter der Informationspolitik des amtierenden Bürgermeisters. Ich bin fest entschlossen, das zu ändern und z.B. regelmäßig und nicht nur anlassbezogen mit den Fraktionsvorsitzenden zu sprechen. Ich werde auch allen Fraktionen anbieten in ihre Sitzungen zu kommen. Meine Vision, ob sie umsetzbar ist werden wir ja sehen, wäre eine ständige gemeinsame Arbeit im Gandersheimer Stadtrat über alle Parteigrenzen hinweg. Aber, - was mindestens gelingen sollte... und auch kann, - ist - aus politischen Gegnern Partner von Kompromissen zu machen. Insbesondere die neuen Mitglieder der CDU Fraktion, die nicht so sehr wie ihr Vorsitzender in Schwarz/Weiß oder wenn euch das lieber ist in Schwarz/Rot Konstellationen denken, können hier wichtige Partner in der Zukunft sein. Letztendlich muss eine Zusammenarbeit aller Bad Gandersheimer, egal ob im Rat oder in jeder anderen denkbaren Funktion zum Wohl der Stadt unser gemeinsames Ziel sein.

Ein Wort an dieser Stelle auch zu meiner Fraktion. Ich finde, wir haben in dieser Ratsperiode eine wirklich gute Arbeit geleistet und ich bin dankbar für die vielen Anregungen und guten Diskussionen vor allen Dingen in einer hervorragenden Diskussionskultur auf unseren Fraktionssitzungen. Ich wünsche mir , dass wir diese Arbeit in den kommenden Jahren, dann in der Mehrheit im Stadtrat noch erfolgreicher gemeinsam fortführen können und ich freue mich sehr, dass doch sehr viele von euch sich entschlossen haben, wieder zur Wahl zur Verfügung zu stehen.

Liebe Genossinnen und Genossen, ich bin in der letzten Zeit oft gefragt worden, warum willst du dir das antun? ...Ich bin gerne der Rektor unserer Grundschule, aber ich habe mich auch schon immer für die Politik interessiert. Politik war und ist mein Hobby. Seit einiger Zeit denke ich intensiv darüber nach, mein Hobby zu meinem Beruf zu machen, was nicht viele Menschen von sich behaupten können. Für mich wäre der Bürgermeisterberuf gleichsam der Gipfel meiner beruflichen und politischen Laufbahn.

Ich sage hier noch einmal ganz selbstbewusst, ich traue mir zu als Bürgermeister die Stadt Bad Gandersheim zu führen und weiterzuentwickeln. Meine ganz persönliche Politikerfahrung über mehr als ein Jahrzehnt in herausgehobener Funktion als Fraktionsvorsitzender, aber besonders auch meine Berufserfahrung als Rektor der Grundschule sehe ich durchaus als gute Vorbereitung für das Amt des Bürgermeisters an. Ich weiß aus meiner jetzigen Tätigkeit heraus, dass ich eine Verwaltung führen kann, was für mich auch bedeutet, dass ich mich ohne größere Anlaufschwierigkeiten gleich den wichtigen Themen der Stadt widmen kann.

Ihr könnt von mir erwarten, dass ich Visionen entwickeln werde, ohne den Blick für das Machbare zu verlieren. Ich bin gewohnt, im Team zu arbeiten und andere Meinungen anzuerkennen, diese Dialogfähigkeit werde ich beibehalten, ohne dabei Führungskraft in Frage zu stellen. Ich werde das Amt ernsthaft aber nicht verbissen ausüben, ich hoffe, dass meine Familie dabei nicht mehr vernachlässigt werden wird als bisher und ich wünsche mir auch, dass für mein noch einziges verbleibendes Hobby, den Fußball ein wenig Zeit bleiben wird.

Abschließend um bei dem Bild des Fußballs zu bleiben, würde ich mir wünschen, der Kapitän einer erfolgreichen Mannschaft zu sein, die im September diesen Jahres ihr Meisterstück macht und sowohl hier in Bad Gandersheim als SPD die größte Stadtratsfraktion, als auch den Bürgermeister unserer schönen Stadt stellt. Im Fußballbild verstehe ich mich als Ratsmitglied als Amateur - ...als hauptamtlicher Bürgermeister sollte man Profi sein... mindestens professionelles Engagement darf man von mir erwarten.

Wir brauchen einen Bürgermeister, der sich den Anforderungen stellt und keine leeren Worthülsen eines Wahlprogramms präsentiert. Dies geht nur im Team. Ich kenne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung aus meiner politischen und beruflichen Tätigkeit recht gut und ich weiß genau, dass bei entsprechender Führung hier eine wirklich gute Mannschaft eingesetzt werden kann.

Ich habe auch immer, seit ich im Rat bin, Gespräche mit dem politischen Gegner, aber auch mit allen gesellschaftlichen Gruppen außerhalb des Rates geführt. Diese Kontakte werde ich weiter vertiefen, weil es sich immer lohnt, über den eigenen Tellerrand hinaus zu gucken. Liebe Genossinnen und Genossen ich bekenne freimütig: Auf viele Fragen habe ich noch keine fertige Antwort. Aber das macht ja gerade auch den Reiz des Amtes aus, in intensiver Diskussion mit Betroffenen und Interessierten dann im konkreten Fall die beste Lösung herausbilden zu können. Ich habe in der letzten Zeit sehr viel Zustimmung auch außerhalb unserer Partei zu dem Vorhaben Bürgermeister werden zu wollen bekommen. Viel mehr als ich erwartet habe und zu meinem großen Erstaunen auch von Menschen, die nicht unbedingt Wählerinnen und Wähler unserer Partei sind. Auch und gerade diese Erfahrung hat mich ermutigt, mich heute hier eurer Entscheidung zu stellen. Ich bitte euch um eure Stimme, als Kandidat der SPD in das Rennen um das Bürgermeisteramt gehen zu dürfen und ich werde meine ganze Kraft dafür aufwenden, die Wahl auch zu gewinnen. Ich habe vor, ein guter Bürgermeister zu werden. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.