Am 16.12.2005 hat der Kreistag Northeim über die Neuordnung der räumlichen Unterbringung am Schulstandort Bad Gandersheim entschieden. Rüdiger Schäfer hielt für die SPD-Fraktion die Grundsatzrede. Wir veröffentlichen hier für Sie das Redemanuskript (bitte auf die Überschrift zu dieser Nachricht klicken, um die Rede anzuzeigen).

In der anschließenden Abstimmung folgten 40 Abgeordnete dieser Position. 10 Politiker aus CDU und FDP votierten dagegen. Zwei Abgeordnete enthielten sich.

"Sehr verehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrter Herr Landrat, sehr geehrte Damen und Herren,

Lange Zeit glaubte ich, die Raumsituation der Schulen in Bad Gandersheim sei ausreichend. Alle Schulen liegen in direkter Nachbarschaft. Wie viele andere auch dachte ich, dass wir mit diesen Gebäuden für alle künftigen Schulstrukturen gut gerüstet seien. Aber dann wurde klar, wie eng es ist. Im Roswitha-Gymnasium sind etliche Klassenräume unerträglich eng. Die Förderschule hat nicht ausreichend Platz, und für die Realschule reicht es nur, weil man sich dort bescheiden gibt. Selbst die demografische Entwicklung wird keine Entlastung bringen. Die Prognose der Schülerzahlen liegt uns vor und zeigt das deutlich auf. Deshalb wurde der Kreisverwaltung und den Verantwortlichen vor Ort schnell klar, dass ein zusätzlicher Neubau erforderlich ist. Nun haben wir aber folgende Situation: An den vier betroffenen Schulen sind drei Schulleiter neu und mussten sich erstmal in die Materie einarbeiten. Deshalb wird hier im Kreistag der Schulstandort Bad Gandersheim als letzter behandelt

Im Frühjahr dieses Jahres, haben der Kollege Dröge und ich festgestellt, wie sehr wir im Entscheidungsprozess im Verzug sind. Wir haben daraufhin beschlossen gemeinsam zu handeln und als Mittler Ideen an die Fraktionen und an die Verwaltung heranzutragen. Unser Ziel war, dass alle Ideen geprüft werden. Sie Herr Landrat Wickmann haben das positiv unterstützt und für Transparenz gesorgt. Ihre Mitarbeiter haben alle Vorschläge sachlich geprüft. Die Ergebnisse wurden den Schulleitern und Abgeordneten vor Ort immer rechtzeitig zu Besprechungen und Versammlungen bereitgestellt. Die Zusammenarbeit mit Herrn Dröge war sehr sachlich und konstruktiv. Dafür möchte ich Ihnen besonders danken. Wenn wir heute wohl trotzdem unterschiedlich abstimmen werden, dann liegt es allein an der komplexen Materie.

In den letzten Wochen habe ich zahlreiche, ausführliche Gespräche mit den Elternräten und Schulleitern der betroffenen Schulen geführt und mit vielen Bad Gandersheimern diskutiert. Danach bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass mit einem Anbau auf dem Sportplatz des Gymnasiums die Raumprobleme der Schulen nicht zukunftsfähig gelöst werden können. Auf dem Gelände des Gymnasiums würde es einfach viel zu eng.

An Runden Tischen haben wir auch andere Lösungen entwickelt, die es der Realschule ermöglichen, sollten in ihrem Gebäude zu bleiben. Aber das wären nur faule Kompromisse, gegen die sich insbesondere das Gymnasium gewehrt hat.

Welche Vorteile haben Hauptschule und Realschule, wenn sie unter einem Dach sind? Bei weiter zurückgehenden Schülerzahlen wird die Hauptschule Bad Gandersheim einzügig werden, d.h. sie hat dann nur noch ganze 6 Klassen. Das bedeutet, dass diese Schule einen Kooperationsvertrag mit einer benachbarten Hauptschule oder Realschule abschließen muss, um ein ausreichendes Fachangebot machen zu können. In Bad Gandersheim käme nur die Realschule in Frage. Was liegt da näher als dann diese beiden Schulen auch unter einem Dach zusammen zu führen. Gemeinsames Arbeiten in Wahlpflichtkursen Musik Kunst Werken Textilarbeit - oder in den Arbeitsgemeinschaften und Projektwochen könnte eine erheblich größere Bandbreite für beide Schulen erbringen. Die Stadt Bad Gandersheim kann es nicht wollen, dass ihre Hauptschule aufgelöst wird und zukünftig Hauptschüler z.B. die Schule in Kreiensen besuchen. Platz wäre dort genug!

Wenn ich hier heute rede, muss ich auch die Demonstrationen, Unterschriftenaktionen und die Resolution des Stadtrates würdigen. Das war schon beeindruckend, wie die Menschen - und gerade auch die jungen Menschen für Politik interessiert und mobilisiert werden können. Viele Erwachsene, die in der Realschule ihren Abschluss gemacht haben, erfüllt es mit Wehmut, wenn in ihrem Gebäude keine Realschule mehr sein wird. Die Kinder, die dort heute unterrichtet werden, sind schlichtweg sauer.

Ich habe mit etlichen Demonstranten geredet. Das können natürlich nur Stichproben sein. Aber eines ist mir aufgefallen: Den Menschen war nicht richtig klar, dass der Landkreis zunächst auf dem Gelände des Schulzentrums einen großen Neubau machen will. - Es herrschte die Vorstellung, die Realschule solle in das vorhandene Gebäude mit hineingequetscht werden. Wie gesagt, das waren Zufallsgespräche, nicht repräsentativ. Aber es gibt mir doch zu denken, dass unsere Sachinformationen bisher noch nicht so herübergekommen sind wie es erforderlich wäre.

Was beinhaltet der Beschlussvorschlag? Wir wollen für Bad Gandersheim eine Lösung, bei der sich Gymnasium, Realschule, Hauptschule und Förderschule gleichermaßen ausbreiten können. Deshalb bin ich für einen zusätzlichen Neubau auf dem Gelände des Schulzentrums, so wie es unser Beschlussvorschlag nun vorsieht. Er muss so groß bemessen sein, dass Real-, Haupt- und Förderschule dort genug Platz haben. Nachdem die Realschule umgezogen ist, bekommt das Gymnasium das Realschulgebäude dazu. Mit dieser großräumigen Lösung wird die Schullandschaft in Bad Gandersheim so organisiert, dass alle Schulzweige eine gleich gute Raumausstattung bekommen. Die Realschule bekommt mehr und moderne Räume.

Um alle drei Schultypen am Standort Bad Gandersheim zu sichern, ist dies die einzige zukunftsweisende Variante. Bei anderen Lösungen läuft die Stadt Gefahr, die Hauptschule zu verlieren. Nach unseren Landesgesetzen muss die dann mit der Hauptschule in Kreiensen oder in Kalefeld zusammengelegt werden.

Es ist sicher bitter, dass die Realschule ihr Stammgebäude verlassen muss. Aber viel wichtiger ist es, an die künftigen Schülergenerationen zu denken. Für diese hat der Kreistag heute eine verantwortungsbewusste Entscheidung zu treffen. Deshalb wird die SPD-Fraktion der heutigen Beschlussvorlage zustimmen. Ich danke Ihnen."