"Von solchen Menschen lebt unsere Demokratie", fand Sigmar Gabriel anlässlich der Feierstunde in der Wiechernkapelle. Er ehrte drei langjährige SPD-Mitglieder, die auf insgesamt 200 Jahre Mitgliedschaft kommen.

SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel

Es war ein würdiger Rahmen, in dem am 14.03. in der Wiechernkapelle drei langjährige Mitglieder der SPD geehrt wurden. Auf stolze 200 Jahre kommen Gisela Fechner, Karl Kulp und Erika Seling gemeinsam. Das war Anlass genug, die Ehrung durch den Parteivorsitzenden und Vizekanzler Sigmar Gabriel durchführen zu lassen.

Weitere Redner waren Ortsvereinsvorsitzende Anja Görlach und der Landtagsabgeordnete Uwe Schwarz. Während Anja Görlach bereits auf dem Neujahrsempfang deutlich Stellung zur aktuellen politischen Lage unserer Stadt nahm, ließ sich auch Uwe Schwarz die Gelegenheit nicht entgehen. Er apellierte an die Vernunft und den Wählerwillen und fand mahnende Worte.

Auszug aus der Rede von Uwe Schwarz

Anlässlich seiner Rede zum 200 jährigen SPD-Jubiläum bezog SPD-Unterbezirksvorsitzender und Landtagsabgeordneter Uwe Schwarz Stellung zur aktuellen politischen Situation in Bad Gandersheim:

„Ich bin übrigens froh, lieber Sigmar, dass Du nicht vorgestern in unser scheinbar besinnliches Städtchen gekommen bist. Da musste nämlich der Stadtrat erneut tagen, nachdem CDU und Grüne sich wenige Tage vorher wie trotzige Kinder im Nebenzimmer versteckt hatten, um trotz Anwesenheit von Gästen die Beschlussunfähigkeit herbeiführen zu können.

Und wenn man der heutigen Zeitung glauben darf (und das kann man ja beim GK voraussetzen), dann hat sich der Stadtrat in einer interessanten Konstellation von CDU, Grüne und Linke unter der geistigen Führung des CDU-Fraktionsvorsitzenden wohl eher am Klamauk der Faschingszeit orientiert. Allerdings mit erheblichen realen Folgen für unsere ohnehin massiv angeschlagene Stadt.

Den Bürgerinnen und Bürger ist die schwierige Situation unserer Stadt durchaus bewusst. Sie haben nicht ohne Grund vor wenigen Wochen die neue Bürgermeisterin mit fast 60% im ersten Wahlgang gewählt und den viele Jahre amtierenden Bürgermeister in den vorzeitigen Ruhestand geschickt.

Diese deutliche Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger wollten und wollen die Lethargie stoppen. Sie engagieren sich vielfältig, sie wollen den Aufbruch versuchen. Wer jetzt mit leicht durchschaubaren parteipolitischen Spielchen bewusst auf Blockieren und Verzögern setzt; wer leichtfertig dringend notwendige Bundes- und Landeszuschüsse gefährdet und verspielt, nur damit die neue Bürgermeisterin möglichst keine Erfolge vorweisen kann; wer so der Stadt und den Dörfern neuen Schaden zufügt, der hat die Aufgabenstellung eines Ratsmitgliedes nicht begriffen und disqualifiziert sich nachhaltig selbst.

Ich erlebe aktiv die zweite rot/grüne Koalition auf Landesebene, und habe drei rot/grüne Kreistagsmehrheitsgruppen maßgeblich mit ausgehandelt und gestaltet. Das war und ist immer von Vertrauen, Ernsthaftigkeit und dem Respekt vor dem Wählerwillen geprägt. Daher würde ich insbesondere den beiden grünen Ratsherren dringend empfehlen, sich hin und wieder mal mit den eigenen grünen Grundwerten zu beschäftigen, bevor sie sich vom Vorsitzenden der CDU-Fraktion instrumentalisieren lassen.“

Weiter führt Uwe schwarz aus:

„Während meiner ersten Bürgermeisteramtsperiode von 1986 bis 1991 habe ich Karl Kulp als Leiter des Kurmittelhauses erlebt. Bad Gandersheim gehörte damals zu den vier führenden Heilbädern Niedersachsens, außerhalb der Staatsbäder. Der Kurbetrieb mit seinen Anlagen und Kliniken, die moderne Abwasserbeseitigung, die Domfestspiele, der Literaturpreis, Kloster Brunshausen, die Stadt- und Dorfsanierungen, usw. Sie sind auf- und ausgebaut worden; weitgehend unter sozialdemokratischer Verantwortung, unter Stadtdirektor Hans-Dieter Gottschalk, den Bürgermeistern Klaus Büsselmann, meinen Amtszeiten, Horst-Steinhoff als Kurdirektor und auch Karl Kulp. Aber auch unter der 12jährigen Amtszeit des Bürgermeisters Heinz Köhler von der CDU.

Die CDU mag mit diesem Erbe so umgehen, wie sie es gerade praktizieren. Im Interesse auch vieler konservativer Wählerinnen und Wähler wird dieses sicher nicht sein.

Wir Sozialdemokraten fühlen uns dieser geschichtsträchtigen Stadt und den Aufbauarbeiten unserer Vorgänger anders verpflichtet. Das haben schon die ersten Wochen unter unserer neuen Bürgermeisterin deutlich gemacht. Ich bin mir sicher, dass dieses auch die große Mehrheit unserer Bürgerinnen und Bürger von Franziska bei ihrer Wahl erhofft hat. Es gilt daher, diesen eingeschlagen Weg gemeinsam mit der Bürgermeisterin konsequent und beharrlich im Interesse der Stadt und Dörfer fortzusetzen.

Unsere Unterstützung ist ihr dabei sicher!“