Hans-Dieter Gottschalk war vom 1.5.1970 bis 11.6.1993 mehr als 23 Jahre Stadtdirektor von Bad Gandersheim. Vorher war der Sozialdemokrat von 1964 an kommunalpolitisch tätig, u.a. als Ratsherr und ab Oktober 1968 als ehrenamtlicher Bürgermeister der Kurstadt. Darüber hinaus engagierte er sich ehrenamtlich als Vorsitzender der Kreisverkehrswacht und in wichtigen Funktionen des Deutschen und Niedersächsischen Heilbäderverbandes. ...

Gottschalk war auch seit 1950 Mitglied der Gewerkschaft ÖTV (heute Verdi). Seine Dienstzeit prägte er als anpackender, politisch handelnder Hauptverwaltungsbeamter. Er wirkte nach außen eher hart, manchmal schroff und abweisend. Er konnte seinem Ärger spontan Luft machen, was ihm gegenüber neben Respekt auch so manche Ängstlichkeit ausgelöste. Diejenigen, die ihn näher kannten, wussten, dass Hans-Dieter Gottschalk in Wirklichkeit ein sehr gefühlsbetonter und empfindsamer Mensch war. Für Freunde ging er durch dick und dünn, und auch vor Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Geschäftspartner stellt er sich selbst dann noch schützend, wenn dieses kaum noch haltbar war. Gottschalk war nie der Verwaltungsbürokrat und Bedenkenträger, sondern eher hemdsärmelig, wenn es um die Suche nach Lösungen ging. „Geht nicht“, gab es für ihn nicht. Das Einhalten von Hierarchien und Dienstwegen war seine Sache nicht, was ihm in seiner aktiven Dienstzeit so manchen Ärger beschert hat. In Wirklichkeit hat diese Handlungsweise allerdings genau bei denjenigen Respekt und Anerkennung ausgelöst, die berufsbedingt dagegen einschreiten mussten. Der Stadt Bad Gandersheim hat es jedenfalls nicht geschadet, im Gegenteil. Die Kur- und Kulturbereiche wurden in seiner Amtszeit weitgehend aufgebaut: Kurmittelhausneubau und Erweiterung, Hallenbad, Freibad, Kurhausumbau, Ausbau der Kurverwaltung und Tourismuszentrale, Errichtung des Kur-Campingplatzes, Bergkurpark, Koppelwiese, Innenstadtsanierung und vor allem die Ansiedlung von Kliniken waren seine Meilensteine beim Auf- und Ausbau des Kurbetriebes. Die Weiterentwicklung der Domfestspiele, verbunden mit dem Besuch des jeweiligen Bundespräsidenten alle fünf Jahre, Aufbau der Festspielarbeitsgemeinschaft mit dem früheren Bürgermeister aus Jagsthausen, Literarturpreis, Roswitharing, Rathausrestaurierung, Modernisierung des Heimatmuseums und Gestaltung des Klosters Brunshausen zur kulturellen Begegnungsstätte im Rahmen des innerdeutschen Kulturabkommens zwischen der Bundesrepublik und der DDR prägten die Leistungsbilanz im Kulturbereich. Gottschalk ging es immer darum, das geschichtsträchtige Erbe von Gandersheim zu bewahren und für die Weiterentwicklung der Stadt zu nutzen. Er betrieb eine umfassende Kontaktpflege zu Ministerien, Behörden und Multiplikatoren. Die jeweiligen Präsidenten der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) waren regelmäßige Gäste in unserer Stadt. Er pflegte diese Kontakte auch dann weiter, wenn die Personen schon lange nicht mehr in Amt und Würden waren. So hatte Bad Gandersheim außerhalb der Stadtgrenzen viele Freunde und Förderer. Im Tagesgeschäft waren ihm, der über den zweiten Bildungsweg seine Karriere begonnen hatte, die Schulen, Kindergärten, der Bauhof und die Feuerwehr ein Herzensanliegen.
Hans-Dieter Gottschalk ist am 31.8.1993 vorzeitig freiwillig aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt des Stadtdirektors ausgeschieden. Im September 2002 wurde er zum Ehrenbürger seiner Stadt ernannt. Vorher war er bereits mit den Wappenteller und Ehrenring der Stadt ausgezeichnet worden. Am 6.2.2005 verstarb Hans-Dieter Gottschalk im Alter von 72 Jahren. Am 31. Mai 2012 wäre er 80 Jahre alt geworden. Er gehört zweifelsohne zu den großen Persönlichkeiten von Bad Gandersheim, deren Entwicklung er über 30 Jahre maßgeblich geprägt hat. Die Stadt verdankt Hans-Dieter Gottschalk unendlich viel, daran sollten wir uns gerade an seinem 80. Geburtstag dankbar erinnern.

Uwe Schwarz


Anm.: Der Verfasser ist seit 1986 SPD-Landtagsabgeordneter und war 10 Jahre ehrenamtlicher Bürgermeister von Bad Gandersheim