Mit einer Stellungnahme zum Thema 'Jugendarbeit in Bad Gandersheim' konnte die Ratsfrau Rebecca Ciernioch in der gestrigen Ratssitzung aufwarten. Nicht nur vor dem Hintergrund der vorausgegangenen Demonstration von Schülern und Jugendlichen erschien diese Darstellung nötig.



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Sehr geehrte Frau Vorsitzende, Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren.

Manche sagen: „Die Zukunft der Jugendarbeit ist dem Bürgermeister und dem Rat egal, deswegen haben sie im Haushaltskonsolidierungskonzept, dem sogenannten HSK, entschieden, dass der Jugendpfleger vom Landkreis übernommen wird und die Jugendräume, der Bolzplatz und die Skateranlage in Eigenbetrieb weitergeführt oder geschlossen werden.“ So ist es aber nicht. Egal ist es mir und meiner Fraktion jedenfalls nicht. Ohne die SPD hätte es in Bad Gandersheim weder einen hauptamtlichen Jugendpfleger noch Jugendräume, Skateranlage oder den Spielplatz am Plangarten gegeben. Jugendarbeit war, ist und bleibt für uns ein Schwerpunkt.

Ich denke, keinem Ratsmitglied ist die Entscheidung zum HSK leicht gefallen. Jetzt fragen Sie oder ihr euch, warum haben sie es dann gemacht? Die Stadt Bad Gandersheim hatte zu diesem Zeitpunkt über 30 Millionen Euro Schulden. Eine weitere Verschuldung hätten die Aufsichtsbehören nicht geduldet. Der Rat hatte die Wahl: Entweder wir setzen jetzt einen Schlussstrich und verabschieden das HSK. Das bedeutet, wir müssen unsere freiwilligen Leistungen auf 3 % kürzen. Oder die Aufsichtsbehörden kürzen uns die freiwilligen Leistungen, ohne dass wir noch irgendwo mitentscheiden können. Also entschieden sich der Bürgermeister und fast alle Ratsmitglieder, das HSK zu verabschieden.

Was bedeutet das für die Jugendarbeit in Bad Gandersheim? Die Jugendarbeit ist eine freiwillige Leistung für die Stadt, aber eine Pflichtaufgabe für den Landkreis. Deswegen soll der Jugendpfleger zum 01.01.2011 vom Landkreis übernommen werden. Er würde trotzdem weiterhin für die Jugendarbeit in Bad Gandersheim zuständig sein. Für die Jugendarbeit ändert sich dadurch nichts. Die Jugendräume sollen privat oder durch Vereine weitergeführt werden. Auch das ist für die Jugendlichen nicht automatisch eine Verschlechterung.

Ich meine: Diese Streichungen der freiwilligen Leistungen sollten wir auch mal als einen Neuanfang sehen. In der Jugendarbeit lief es sicherlich viele Jahre so, weil es immer so war. Es hat auch Jugendliche gegeben, die über Verbesserungen nachgedacht haben. Ihre Vorschläge wurden vor einigen Jahren in einer Zukunftswerkstatt erarbeitet. Leider sind sie nie weiterverfolgt worden. Aber ich weiß aus meiner Tätigkeit als Vorsitzende im Stadtjugendring, dass Jugendarbeit auch gut laufen kann , wenn man mal andere Wege und Mittel ausprobiert. Zum Beispiel die Ferienpass-Aktionen im letzten Jahr. Nach den Haushaltskürzungen hieß es: Wir haben nur so viel – oder wenig – Geld, und jetzt müssen wir daraus das Beste machen. Und ich kann Ihnen und euch sagen, es ging, und es war trotzdem genau so schön und gut wie die Jahre davor. Für mich ist klar: Wir brauchen in Bad Gandersheim auch weiterhin eine gute Jugendarbeit. Dafür müssen wir jetzt alle zusammen einen Weg finden. Hierzu gab es ja auch schon einen Anfang. Der Stadtjugendring war in einer Vorstandssitzung der SPD, gemeinsam mit unserer Ratsfraktion. Hier haben sie uns ihre Sorgen im Zusammenhang mit dem HSK geschildert, und wir haben über Lösungsmöglichkeiten gesprochen. Vor allem sollten die Jugendlichen einbezogen und ihre Vorschläge ernst genommen werden. Es wurde vereinbart, gemeinsam mit Jugendlichen die Treffpunkte der Jugendarbeit zu besuchen, Verbesserungsvorschläge zu sammeln und ein jugendpolitisches Konzept für Bad Gandersheim zu entwickeln. Dazu wollte sich der Stadtjugendpfleger mit uns wieder in Verbindung setzen. (Bisher haben wir noch nichts gehört.)

Ich meine: Es hilft nichts, nur nach hinten zu schauen. Da ist es auch nicht immer so schön, wie es scheint. Wir kommen nur weiter, wenn wir jetzt die Jugendarbeit stärken, gemeinsam, mit guten Ideen, neuen Wegen und vor allem mit den Jugendlichen selbst.