Männer und Frauen sind gleichberechtigt? Das gilt noch nicht allzu lange - und immer noch nicht überall! Vor neunzig Jahren hatten Frauen in Deutschland gerade zum ersten Mal das aktive und passive Wahlrecht ausüben können – bei der Wahl zur Verfassung gebenden Nationalversammlung am 19. Januar 1919. Eine der 37 ersten Parlamentarierinnen war die Sozialdemokratin Marie Juchacz (1879 – 1956), Gründerin und bis 1933 Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt. Frauen wie sie waren Vorkämpferinnen für gleiche Rechte und sozialen Fortschritt. Ihrem Mut haben wir die ersten Schritte zur Gleichberechtigung zu verdanken. Bildungschancen, leichtere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für beide Geschlechter – viel hat sich inzwischen getan. Aber noch immer, neunzig Jahre nach Durchsetzung des Frauenwahlrechts, gibt es bei uns Ungleichheit. Noch immer erhalten Frauen und Männer nicht überall gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Noch immer sind allein erziehende Frauen am häufigsten von Armut betroffen. Noch immer sind in den Schaltstellen von Banken und Wirtschaftskonzernen kaum Frauen vertreten. Nur wenig anders sieht es in der Professorenschaft und bei den Medien aus. Immerhin: in der Politik haben sich viele Frauen durchgesetzt. Ich persönlich bin der Meinung, nach einer Bundeskanzlerin können wir nun auch gut eine Bundespräsidentin gebrauchen. Aber vor allem brauchen wir Frauen auch vor Ort, in der Kommunalpolitik! Hier, vor Ort, gibt es Anlass genug, sich einzumischen und mitzugestalten. Die Geschichte hat gezeigt: Ohne mutigen Einsatz für mehr Gerechtigkeit und konkrete Verbesserungen ändert sich nichts. Frauen, traut euch!

Franziska Schwarz, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Bad Gandersheim