Die SPD begreift das Ausstellungsprojekt "Portal zur Geschichte" als große Chance für die Stadt. Die Idee wurde vor Jahren von engagierten Personen hier geboren.

Bürgermeisterkandidat Jürgen Steinhoff und SPD-Vorsitzender Rüdiger Schäfer sind engagierte Fürsprecher des Projektes und beide Mitglied im Förderverein.

Es ist das Verdienst von Bürgermeister Ehmen, dass er stets öffentlich für dieses Projekt geworben hat. Dennoch scheitert er offensichtlich bei der soliden Umsetzung des Konzepts. Lesen Sie dazu eine Analyse. (Bitte auf die Überschrift zu dieser Nachricht klicken)

von Heinz-Walter Gisa

"Es begann Anfang der 90er Jahre. Die Stiftskirche sollte renoviert werden und zu Beginn wurde zuerst einmal kräftig aufgeräumt. Erstaunliches trat befreit vom Staub der Jahrhunderte zu Tage und Erinnerungen an Ausgelagertes, an Vergessenes und Verschlepptes wurden wieder lebendig.

Es fand sich eine Arbeitsgruppe zusammen, die ein Konzept für diese Kirchenschätze erarbeitete. Es wurde recherchiert, zusammengetragen, analysiert und bewertet. Ein umfangreiches Konzept entstand und erste Kostenschätzungen ließen erahnen, dass ohne eine Fülle von Sponsoren oder öffentliche Zuschüsse eine Realisierung nicht möglich sein würde.

Durch die Wiedervereinigung war dem Kloster Brunshausen - als Deutsch-deutsche Kulturbegegnungsstätte geplant - der Auftrag abhanden gekommen. Es begann eine intensive Diskussion über mögliche Schwerpunkte der Nutzung und es entstand die Idee, dort die Stiftsgeschichte als lebendige Dauerausstellung zu präsentieren. Pläne, Projektbeschreibung, und Kostenschätzungen wurden im Kulturausschuss beraten, durch das Ende der Ratsperiode kam es aber nicht mehr zu einem abschließenden Votum.

In der Zwischenzeit eröffneten EU-Fördertöpfe neue Möglichkeiten der Finanzierung und der damaligen Kulturamtsleiter Michael Thannheiser erkannte die einmalige Gelegenheit. Unter Berücksichtigung der Förderrichtlinien und unter Einbeziehung der vorliegenden Ausstellungskonzepte der neuen Partner Kirche und der Stadt entstand das Portal zur Geschichte als kulturtouristisches Projekt. Ausrichtung war dabei die Dokumentation und Präsentation kultureller Zeugnisse, die mit dem freien Reichsstift Gandersheim im Zusammenhang stehen und seine politische Bedeutung in der deutschen und europäischen Geschichte aufzeigen.

Es folgte die lange, dornenreiche Planungs- und Antragsphase und die Erarbeitung einer von der EU vorgeschriebenen Machbarkeits-(Wirtschaftlichkeits-) Studie unter Mitwirkung der Stadt. Die Machbarkeitsstudie war Voraussetzung für den Fluss der Mittel, da der Gesetzgeber sichergehen will, dass Nutzen durch die öffentliche Finanzierung entsteht und nicht neue Folgekosten für die ohnehin schon gebeutelten Kommunen!

Die in der Machbarkeitsstudie getroffenen finanziellen Aussagen waren dann Grundlage eines einstimmigen Ratsbeschlusses über die Abdeckung einer möglichen finanziellen Unterdeckung für die Anlaufphase. Unter Bezug auf die Förderrichtlinien und die in der Studie getroffenen Aussagen erfolgte dann die Bewilligung der Fördergelder.

Heute, im Herbst 2006, haben wir die erste Teileröffnung der Ausstellung, wenn auch mit großer Verspätung - hinter uns. Vor einer Eröffnung in Abschnitten hatten Fachleute in der Planungsphase eindringlich gewarnt, die Verantwortlichen haben sich anders entschieden.

Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass der Start trotz Verspätung wohl doch zu früh war. Es knirscht gewaltig im Getriebe - die nicht ausgeräumten Knackpunkte in der Zusammenarbeit aller Partner, ungelöste Organisationsfragen, ungeklärte Finanzfragen, ungewisse Folgekosten von einem Projekt, das sich selber tragen sollte, fehlende bzw. mangelhafte Werbung durch die Stadt, alles das belastet bei der Arbeit für die zweite Ausstellungs-Stufe.

Fakt ist, das man sich von den im EU-Förderantrag festgelegten Schwerpunkten entfernt hat, bzw. die Gewichtung verändert hat. Über die Defizit-Abdeckung der Stadt nach der Eröffnung hinausgehende finanzielle Verpflichtungen wird es nicht geben. Diese Aussage von Herrn Ehmen war bereits im Jahr 2004 überholt. Die in der Planungsphase von der Stadt eingebrachten Mittel wurden als Anschubfinanzierung ausgebucht, die für die Aufbauphase zugesagten Mittel aus den Projektkosten flossen nicht an die Stadt. (Zitat Ehmen: Hab ich Ihnen doch gesagt. Nein? Dann hab ich das wohl vergessen.)

Einbindung der städtischen Gremien? Die Stadt ist als Defizitträger mit dem amtierenden Bürgermeister Ehmen im Vorstand des Trägervereins vertreten. Alle Entscheidungen wurden dort getroffen - auch Konzeptions- und Personalentscheidungen - der Rat, das höchste Gremium der Gandersheimer Bürger, ist an keiner Stelle eingebunden. Informationen erhält er von Bürgermeisters-Gnaden, wenn überhaupt in Entscheidungsprozesse ist kein Gremium des Rates eingebunden.

Fakt ist, dass der Rat der Stadt Bad Gandersheim unter/ besser gegen Bürgermeister Ehmen keinerlei Einflussmöglichkeit hatte.

Auf den neuen Rat und den neuen Bürgermeister kommt die große Aufgabe zu, die Chance, die das Portal uns bietet zu nutzen und die touristische Vermarktung einer großartigen Ausstellung unverzüglich zu beginnen.

Sonst kann es zum Super-Gau kommen und die Aussage eines Ratsherren wird Wirklichkeit: Zumindest hat die Kirche dann ihre Schätze restauriert. Dafür wären dann 1.000.000 Euro EU-Mittel (also unsere Steuergelder), 1.000.000 Euro Sponsoring-Gelder und mehrere 100.000 Euro städtische Gelder (also Geld unserer Bürger) ausgegeben worden.

Offensichtliche Fehler müssen abgestellt werden, die Zusammenarbeit der Partner muss verbessert werden alles Aufgaben für den neuen Bürgermeister und den neuen Rat.

Darum Jürgen Steinhoff als Bürgermeister wählen. Darum alle 3 Stimmen für die SPD-Stadtratsliste. Denn es gilt: Neuer Schwung für Stadt und Dörfer."