Mit dem Slogan "Ehmen nehmen" wirbt der noch amtierende Bürgermeister Heinz-Gerhard Ehmen für seine Wiederwahl. Die Erinnerung an dessen Wahl vor 5 Jahren (Ehmen war zuvor Stadtdirektor) weckt dagegen bei Ratsherr Heinz-Walter Gisa unangehme Assoziationen.

Ein Beitrag von Heinz-Walter Gisa:

"Es sind einige Jahre her, die Gutachten-Flut hatte uns noch nicht erreicht, da stellte die Firma IDC aus Bremen den Ratsmitgliedern ein Konzept für das neue Bad Gandersheim vor. Interessante Ansätze nach Außen (Neues Stadt-Logo, neue Farben, Internet-Auftritt, Domfestspiel-Logo) und nach Innen (Gläsernes Rathaus, bürgerfreundliche Verwaltung, Stadtleitbild, Gäste- und Bürger-Freundlichkeit). Einiges ist damit und davon bewegt worden. Und viele Gutachten sollten danach folgen manchen war in der Umsetzung nicht so viel Glück wie dem IDC-Papier beschieden (Aber das wäre ein neues Thema.)"

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IDC beschrieb damals die Stadt als Firma an dies alles erinnerte ich mich in diesen Tagen bei einem Rückblick. Hintergrund dafür war die anstehende Wahl, insbesondere die Bürgermeisterwahl. Denn die Bedeutung dieser Wahl ist ja nicht zu unterschätzen, es erfolgt damit eine entscheidende Weichenstellung: Berg runter oder Berg rauf.

Das Firmenbeispiel geht mir nicht aus dem Kopf. Und ein Vorgang sticht dabei als erstes hervor er war bezeichnend für die folgenden 5 Jahre.

Man stelle sich vor, die Führungsstruktur der Firma wird geändert. Der Prokurist, bisher vom Aufsichtsrat berufen, wird durch einen Geschäftsführer, der von den Anteilseignern ausgesucht wird, ersetzt. Der bisherige Prokurist bewirbt sich und gewinnt das Vertrauen der Mehrheit der Eigentümer.

Seine erste Amtshandlung als Geschäftsführer ist die Modernisierung des Chefbüros man ist ja jetzt auch nicht mehr Prokurist sondern Chef. Aber dabei lässt er auch die Tür zu seinem wichtigstem Mitarbeiter, dem Abteilungsleiter Verwaltung, zumauern. Nichts ist mehr mit dem direkten Weg, ab sofort heißt es hinten anstellen im Sekretariat man ist ja jetzt auch nicht mehr Prokurist sondern Chef.

Die Konzepte, die der Geschäftsführer im Rahmen seiner Bewerbung vorlegte, scheinen ja überzeugend gewesen zu sein. Er spricht von neuen Geschäftsfeldern, von guten Kontakten zu Firmen-Partnern und Zulieferfirmen, einer Verwaltungs-Modernisierung, reichlich EU-Fördergeldern und nicht zuletzt sollen die Anteilseigner ein neues Schwimmbad bekommen natürlich fast zum Nulltarif-. Überzeugend und glaubhaft - man ist ja jetzt auch nicht mehr Prokurist sondern Chef.

Neue Geschäftsfelder? Überwiegend blieb es beim alten Angebot, sicherlich ein neues Produkt wurde entwickelt und als Schnellschuss ein Jahr vor dem geplanten Beginn (wegen der Vertragsverlängerung als Geschäftsführer ?) gestartet. Nicht so wie den Anteilseignern und dem Aufsichtsrat seinerzeit vorgestellt sondern etwas abgespeckt im Inhalt und in der Organisation. Auch die Erwartungen an die Kundenzahlen wurden geringfügig zurückgeschraubt. Die Kosten das kann man heute doch noch nicht sagen . zuerst muss mal die Vertragsverlängerung her - man ist ja jetzt auch nicht mehr Prokurist sondern Chef.

Gute Kontakte? Wir sind doch wer, wer was will, kann ja kommen. Groß-Firmen-Sponsoring Domfestspiele von 60 T auf 3 T - na ja, ein bisschen Verlust ist immer.

Kontakte zur Wirtschaft und Zulieferanten wir sind doch überall vertreten und wenn der Chef nicht kann wird er vertreten und wann kann der Chef schon mal? . man ist ja jetzt auch nicht mehr Prokurist sondern Chef

Verwaltungsmodernisierung wurde gewaltig gestartet (Gutachten, Seminare, Schulungen, Papier, Papier, Papier.), dann wurde gewaltig umgesetzt nun befindet man sich in der Phase der Ruhe aber da kann man sich ja noch steigern man ist ja jetzt auch nicht mehr Prokurist sondern Chef

EU-Fördergelder? Brüssel ist weit weg und außerdem macht das doch Hannover oder macht das Berlin? Oder noch wer anders? Na ja, wenn die Geld unterbringen wollen, werden die sich schon melden - man ist ja jetzt auch nicht mehr Prokurist sondern Chef.

Schwimmbad? Zuerst wird mal Geld ausgegeben (150 T), man muss ja wissen was man will. Dann will man was anderes da muss man natürlich Geld ausgeben (450 T) nein, wir schmeißen nicht mit der Wurst nach der Speckseite, wenn dann muss es schon eine Trüffel-Edel-Salami sein. Und wenn gar nichts mehr geht, ist der böse Planer schuld - man ist ja jetzt auch nicht mehr Prokurist sondern Chef.

Und nun steht die Geschäftsführer-Wahl neu an. Die Firma hat noch weniger Geld als vor fünf Jahren wird schon gut gehen. Die Anteilseigner haben ein kurzes Gedächtnis also schön Presse machen, (Ein Tag ohne Zeitungsfoto ist ein verlorener Tag) wofür leistet man sich als Geschäftsführer denn auch einen Pressereferenten. Und einen Beweis, dass man sparen kann, hat man doch auch vorgelegt die Bewerbungsunterlagen sind doch die gleichen wie beim letzten Mal (spart zumindest Gehirn-Arbeit). Na ja, das Thema Dörfer ist neu (warum muss die SPD damit auch anfangen).

Wird schon gut gehen - man ist ja jetzt auch nicht mehr Prokurist sondern Chef und warum sollte man (sich) etwas ändern?